Wollekompass - mit diesen Fakten die richtige Wolle kaufen
- Masha
- 17. Dez. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Apr. 2024
Wolle ist ein wundervoller Naturstoff. Wenn Du gerne strickst oder häkelst, lohnt es sich mehr über dieses grundlegende Material Deiner Handarbeit zu erfahren. Denn die Auswahl beim Einkauf von Wolle ist groß. Den Überblick zu behalten dementsprechend schwer.

Doch mit den wichtigsten Fakten im Hinterkopf wirst Du beim nächsten Woll-kauf kompetent und souverän die richtige Wahl treffen.
Stammt Wolle immer vom Schaf?
Wolle ist eine Faser, die aus dem Haar von Tieren gesponnen wird. Schafe sind die häufigsten aber keineswegs die einzigen Produzenten der geschätzten Naturfaser. Auch andere Tiere wie Ziegen und Alpaka oder selbst Moschusochsen sind Wolllieferanten. Tatsächlich ist es sogar möglich aus den Haaren mancher Hunderassen Wolle zu spinnen. Weit verbreitet ist Letzteres allerdings nicht.

Beispiele für bekannte Wollarten und die Tiere, von denen sie stammen, sind folgende:
Merinowolle Merinoschaf
Mohair Angoraziege
Kaschmirwolle Kaschmirziege
Angorawolle Angorakaninchen
Wissenswert: Die Wolle von Moschusochsen nennt sich "Quiviut" und ist eine richtige Seltenheit.
Baumwolle und andere pflanzliche Fasern erfreuen sich beim Stricken und Häkeln ebenfalls sehr großer Beliebtheit. Da es den Rahmen sprengen würde, handelt dieser Beitrag nur von tierischen Wollfasern. Über die vegetarischen Varianten folgt ein eigener Artikel.
Garnbanderole - das Inhaltsverzeichnis eines Wollknäuels
Es gibt erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Wollknäulen. Mit welcher Sorte Du es zu tun hast, erfährst Du von der Garnbanderole. Sie sagt Dir, ob die Wolle für Deine Pläne zum Stricken oder Häkeln geeignet ist. Es handelt sich dabei schlicht um einen Papierstreifen, der die meiste käufliche Wolle umwickelt und beschriftet.

Hier eine Auflistung für Dich mit den häufigsten, enthaltenen Informationen auf einer Banderole:
Materialzusammensetzung
Nadelstärke
Gewicht / Lauflänge
Empfehlungen für die Maschenprobe
Pflegehinweise
Farbnummer
Partienummer
Made in ...
ggf. Oekotex-Siegel
Bei den Beispielfotos ist von mir der Herstellername der Wolle unkenntlich gemacht worden. Ansonsten steht dieser natürlich auch mit Logo auf der Garnbanderole.
Deshalb ist Wolle zur Textilherstellung so beliebt!
Wollfasern sind ein nachwachsender Rohstoff, der schon seit vielen Generationen vom Menschen genutzt wird. Ihre Eigenschaften haben sich über lange Zeit als äußerst geeignet zur Herstellung von Kleidung erwiesen. Denn Wollfasern wärmen zuverlässig und sind von Natur aus wasserabweisend. Auch Schmutz kann sich an ihnen nur schwer festsetzen.

Letzteres macht es überflüssig Wolle all zu oft zu waschen. Und das zum Glück! Denn die Pflege von Wollsachen ist meist etwas anspruchsvoller, als bei pflanzlichen Fasern wie Baumwolle. Der Grund: Wird Wolle bei zu heißen Temperaturen gewaschen verfilzen ihre Fasern unwiederbringlichen. Ein Filzstoff entsteht, der deutlich zusammengeschrumpft ist, da die Wollfasern in diesem Zustand fest miteinander verschlungen sind. Hierdurch verlieren sie zu Gunsten von großer Robustheit an Dehnbarkeit.
Im Normalzustand sind Wollfasern sehr elastisch. Das bietet den Vorteil, dass Textilien aus Wolle knitterfrei bleiben und stets ihre Form wieder finden, wenn sie gedehnt wurden. Ist Wolle feucht, neigt sie deutlich leichter zum Verformen und Reißen der Fasern. Daher immer im liegen trocknen, nach dem Waschen!
Knäul, Strang oder Kone... Bitte was?
Käufliche Wolle ist auf verschiedene Arten aufgewickelt. Das Wollknäuel ist der bekannteste

Begriff und wird gerne synonym für alle Formen aufgewickelter Wolle verwendet. Typischerweise sind Wollknäule mit einem Gewicht von 50 g im Handel erhältlich. Für kostspieligere Wollsorten gibt es auch kleinere Größen mit 25 g oder bei einfacher Sockenwolle auch gerne mal extra große Exemplare. Idealerweise wird ein Wollknäuel von innen nach außen abgewickelt. Es ist aber auch möglich mit dem äußeren Wollende das Stricken zu beginnen. Als Nachteil wird sich das Wollknäuel schneller verformen und bei jedem Nachziehen des Fadens leichter wegrollen. Letzteres lässt sich einfach durch eine Wollschale verhindern.
Wolle, die als Strang zu kaufen ist, sollte vor dem Stricken erst zu einem Knäuel aufgewickelt werden. Sonst droht der Faden sich zu verknoten. Verschiedene Techniken und Hilfsmittel erleichtern diese Aufgabe.

Eine Kone ist Garn oder Wolle, die eigentlich für die maschinelle Weiterverarbeitung (z.B. mit einer Strickmaschine) aufgewickelt wurden. Ein Abwickeln von außen nach innen ist hier problemlos möglich.
Kratzfrei, Allergiker geeignet, für Babys die Beste - Empfehlungen
Die meiste reine Schurwolle vom Schaf fühlte sich für heutige, samtweiche Mitteleuropäer auf der Haut kratzig an. Wer seine Wollsachen also nicht nur über andere Kleidung drüber ziehen möchte, sondern direkt auf der Haut tragen, der sollte bei Schafswolle zu 100 % Merinowolle greifen. Das Merinoschaf produziert eine sehr angenehm weiche Wolle. Da ich selbst zu trockener Haut neige, stricke ich häufig mit Merinowolle. Aus meiner Erfahrung ist diese Wolle hochwertig, kratzfrei und angenehm weich zu tragen.
Merinowolle ist besonders für Babys, Allergiker und Menschen mit trockener Haut oder Neurodermitis geeignet. Schurwolle anderer Schafarten kann gerade bei den genannten Gruppen Hautreizungen hervorrufen und sollte nicht direkt auf der Haut getragen werden.
Alpakawolle ist der Merinowolle mindestens gleichwertig. Auch sie ist kratzfrei und zudem sehr leicht. Trotzdem spendet Alpakawolle hervorragend Wärme. Allergiker und Babys profitieren von diesen Eigenschaften.
Gemischte Garne oder Schurwolle pur?
Gemischte Garne bestehen zu einem gewissen Prozentsatz aus tierischen Fasern und zu einem anderen Teil aus synthetischem Material (z.B. Polyacryl oder Elasthan). Tierisch oder synthetisch - beides kann überwiegen oder nur einen geringen Anteil ausmachen. Aber warum das Naturprodukt Wolle überhaupt mit Kunstfasern mischen?
Durch den Anteil an künstlichen Fasern wird Schurwolle pflegeleichter. Handwäsche ist bei gemischter Wolle nicht mehr notwendig, da deren Fasern den Schonwaschgang in der Wachmaschine deutlich besser verkraften. Auch das Gewicht der gemischten Wollfaser ist geringer, wodurch das fertige Strickstück leichter wird.

Eine Zugabe von synthetischen Bestandteilen, etwa von Polyamid-Fasern, kann die Reißfestigkeit von Wolle erhöhen. Für den Effekt glitzernder oder schimmernder Wolle wird ebenfalls der Einsatz von künstlichen Fasern benötigt. Zusammenfassend: Es zeigen sich durchaus gewichtige Vorteile künstliche Fasern zumindest teilweise zu verwenden.
Nachteile gibt es natürlich ebenfalls. So sorgt eine Beigabe von künstlichen Fasern leicht für ein stärkeres Kratzen auf der Haut. Das diese Fasern das Naturmaterial zu einem gewissen Teil durch ihre synthetische Herstellung verfremden, erklärt sich von selbst.
Was bedeutet "Superwash Wolle"?
Mit "Superwash" wird filzfreie Wolle betitelt. Diese Wolle ist durch ein spezielles Verfahren ("Hercosett-Verfahren") unempfindlicher gemacht gegenüber einer Wäsche bei höheren Temperaturen. Erzielt wird diese Modifikation durch eine Ummantelung der Wollfaser mit einem schützenden Polyamid-Film. Der Einsatz von Chlor bei diesem Verfahren ist aus ökologischer Sicht nicht immer unumstritten. Doch es werden zunehmend alternative Verfahren zur Herstellung

pflegeleichter Wolle entwickelt, die ohne Chlor auskommen.
Ist Stricken vegan?
Stricken ist nur dann vegan, wenn statt Wollfasern tierischer Herkunft auf ein pflanzliches (z.B. Baumwolle) oder künstliches Garn zurückgegriffen wird. Auch Seide ist für Veganer tabu.
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